Es ist ein Satz, den man sich im Rückblick auf das eigene Berufsleben nur wünschen kann. „Ich habe die Entscheidung, Landschaftsgärtner zu werden, keinen Augenblick bereut“, sagt Thomas Rabe. Er gehe jeden Tag mit Freude an die Arbeit. Zum Beispiel im März, wenn er mit der Frühjahrsbepflanzung anfange, und die Sonne komme raus. „Das sind diese Momente“, so Rabe. „Draußen, unterwegs in der Natur zu sein, das macht mich glücklich.“
Thomas Rabe feiert am 1. April 2023 sein 30jähriges Dienstjubiläum bei den Vinzentinerinnen Hildesheim. Wenig später, ab August 2023, wechselt er, dann 62 Jahre alt, in die Freiphase seiner Altersteilzeit. Und auch die Entscheidung, langsam aus dem Berufsleben auszusteigen, hat Thomas Rabe ganz bewusst getroffen.
Er freue sich darauf, mehr Zeit mit seiner Familie verbringen, so Rabe. Insbesondere mit seiner 5jährigen Enkeltochter Quinn, die sich manchmal schon beschwerte, wenn der Opa wieder an die Arbeit musste. Zum Beispiel im vergangenen Herbst, als gerade die beste Zeit zum Kastanien-Sammeln war. Der andere Grund, eine Altersteilzeit anzustreben, war für Rabe die Rücksicht auf den eigenen Körper. Er könne sich zwar noch gut bewegen, aber seine Lendenwirbelsäule, die spüre er schon. Dabei wisse er im Rückblick zu schätzen, was er in Arbeitssicherheitstrainings und Rückenschulungen der Krankenkassen gelernt habe. „Wie hebe ich Lasten richtig und welche Hilfsmittel sollte ich verwenden? Dieses Wissen gebe ich auch gerne Menschen mit, die bei uns Freiwilligendienste oder Sozialstunden ableisten. Und manchmal wünschte ich mir, mir hätte das jemand am Beginn meiner Berufslaufbahn erklärt.“
Was den Gärtnerberuf ausmacht, das ist für Thomas Rabe auch das unmittelbare Erleben der jahreszeitlichen Wechsel. Im Januar und Februar werden die Bäume geschnitten. Anschließend wird die Winterbepflanzung durch die Frühjahrsbepflanzung mit Stiefmütterchen und Hornveilchen ersetzt. Es folgt nach den Eisheiligen die Sommerbepflanzung, auch in den Blumenkästen des Altenpflegeheims St. Paulus. „Das ist meinen Kollegen und mir ein besonderes Herzensanliegen“, sagt Rabe. „Für manche Menschen, etwa wenn sie bettlägerig sind, ist der Blumenkasten am Balkon ihres Zimmers das Stückchen Natur, von dem sie noch etwas mitbekommen.“ Im Hochsommer werden die Blumen in den Kästen und Beeten gegossen und erhalten. Im Spätsommer müssen die Sauerkirschbäume geschnitten werden, im Oktober folgt die Herbstbepflanzung mit Heidekraut. Und Anfang November, zur Gräbersegnung, wird auf dem Domfriedhof das Laub der gewaltigen Linden beseitigt, Grableuchten aufgebaut. Es folgt die Adventszeit, Weihnachtsbäume werden geholt und aufgebaut, Adventskränze geflochten. Die Adventsdekoration sei allerdings nie seine Stärke gewesen, sagt Thomas Rabe und blickt auf seine großen Hände. Dafür habe sein Kollege Andreas Overheu ein Händchen dafür. „Achten Sie im kommenden Jahr mal darauf!“
Wertschätzung, das hat Thomas Rabe als besonders prägend in seiner Arbeit für die Vinzentinerinnen Hildesheim erfahren. Als er 1993 bei der Kongregation der Barmherzigen Schwestern anfing, waren einige seiner ehemaligen Kollegen bei der Stadt Hildesheim noch skeptisch: ‚Dann hast du ‘ne Frau als Chefin!‘ „Damals war Schwester M. Isidora Generaloberin und Schwester M. Bernwarde die Oberin des Mutterhauses“, berichtet Thomas Rabe. „Beide haben mich darin bestärkt, selbstständig Entscheidungen zu treffen und mir viel Vertrauen geschenkt.“ Besonders dankbar ist Thomas Rabe für die Warmherzigkeit, die ihm über die Jahre aus der Schwesterngemeinschaft entgegengebracht wurde. „Ich hatte immer das Gefühl, dass meine Arbeit gesehen und wertgeschätzt wird“, so Rabe. „Und das ist schön, weil ja so viel Herzblut drinsteckt.“
