„Das ist wie eine zweite Familie“

„Das ist wie eine zweite Familie“

Seit 40 Jahren ist Carola Halver Mitarbeiterin der Kongregation der Barmherzigen Schwestern. Viele verbinden mit ihr den ersten Kontakt zum Mutterhaus: wenn sie morgens ins Büro kommen, mal im Stau stehen oder sich krankmelden müssen – Frau Halver ist zur Stelle. Die vertraute Begrüßung: „Mutterhaus in Hildesheim, Halver, guten Tag!“

Und so lässt sich ein Interview mit Frau Halver nur mit etlichen Unterbrechungen führen. Am Empfang des Mutterhauses klingelt das Telefon, Schwestern schauen vorbei, Kolleginnen und Kollegen melden sich ab. Ein Gespräch über ihren ungewöhnlichen Einstieg, die vielen Stationen in der Verwaltung – und darüber, warum die Arbeit für sie ein Stück Familie geworden ist.



Frau Halver, 40 Jahre bei einem Arbeitgeber – das ist eine lange Zeit. Was hat Sie gehalten?

Zunächst einmal bin ich der Kongregation sehr dankbar. Die Schwestern waren damals die Einzigen, die mir überhaupt eine Chance gegeben haben. Ich war gesundheitlich eingeschränkt, durfte keinen Führerschein machen und keine schwere Arbeit verrichten. Hier hat man mich 1985 trotzdem eingestellt – als „Anlehrling“, wie das damals hieß. Nach einem halben Jahr Probezeit bekam ich meinen festen Vertrag. So fing das an – und geblieben bin ich bis heute.

Welche Stationen haben Sie durchlaufen?
Gestartet bin ich in der Finanzbuchhaltung. Später wechselte ich in die Personalabteilung, dann in den Fachbereich Arbeitssicherheit, Bau und Architektur. Ich war immer dort, wo gerade Not am Mann war. Seit vielen Jahren arbeite ich nun am Empfang und zusätzlich im Sekretariat des Elisabeth-Vinzenz-Instituts.

Wenn Sie zurückblicken: Wie war die Arbeit damals, Mitte der 1980er-Jahre?
Wir waren in der Zentralbuchhaltung im Bernwardshof untergebracht. Schwester Imelda leitete die Buchhaltung, die IT und die Personalabteilung. Das Arbeiten war sehr familiär – und das ist es für mich bis heute. Ich fahre nicht einfach „zur Arbeit“. Wenn ich morgens ins Mutterhaus komme, dann ist das wie eine zweite Familie für mich.

In 40 Jahren haben Sie viele Veränderungen miterlebt: drei Generaloberinnen, Umstrukturierungen, zuletzt die Gründung der Vinzenz Bernward Stiftung. Wie haben Sie diese Umbrüche erlebt?
Natürlich hat man bei jeder Veränderung erstmal Angst um den eigenen Arbeitsplatz. Aber ich habe großen Respekt dafür, wie sehr immer auch an die Mitarbeitenden gedacht wurde. Man hat uns nie einfach „hängen lassen“, sondern geschaut, dass wir übernommen werden und eine gute Zukunft haben. Schwer war es für die Schwestern sicher, Häuser abzugeben – aber ohne jüngere Schwestern und in der heutigen Wirtschaftslage geht es nicht anders.

Heute kennt man Sie vor allem vom Empfang. Was gehört zu Ihren Aufgaben?
Ich bin Ansprechpartnerin für alle, die ins Haus kommen oder anrufen. Ich nehme Gespräche entgegen, leite weiter, beantworte Fragen. Daneben unterstütze ich das Elisabeth-Vinzenz-Institut: Ich organisiere Seminare, schreibe Verträge, buche Hotels, führe Anmeldelisten und Statistiken.

Als Empfangsmitarbeiterin repräsentieren Sie auch ein Stück weit das Mutterhaus – nach innen und nach außen. Wie geht es Ihnen mit dieser Rolle?
Eigentlich bin ich eher ein Hintergrundmensch. Ich stehe nicht gerne im Mittelpunkt und halte ungern Reden. Aber ich hoffe, dass ich am Empfang ein freundliches Gesicht für das Mutterhaus bin. Herzlichkeit ist mir wichtig – und Respekt. Für mich zählt der Mensch, nicht die Funktion. Egal ob Chefin, Papst oder jemand von der Straße, ich versuche, allen Menschen mit Respekt zu begegnen.

Zum Schluss: Was bedeutet Ihnen das Mutterhaus persönlich?
Ich bin hier nicht groß geworden, aber alt. (lacht) Das sagt doch alles.