Mit einem bewegenden Festakt hat die Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul in Hildesheim zahlreiche Einrichtungen und soziale Projekte offiziell in die Trägerschaft der neu gegründeten Vinzenz Bernward Stiftung für Soziales übergeben. Im Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern kamen Vertreter*innen aus Kirche, Stadt, Politik und Zivilgesellschaft zusammen, um diesen bedeutenden Schritt gemeinsam zu würdigen.
Andacht: „Die Vinzentinerinnen sind mal wieder mutig“
Der Festtag begann mit einer Andacht unter der Leitung von Bischof Dr. Heiner Wilmer SCJ, der sich herzlich für das Engagement der Schwesterngemeinschaft bedankte. „Die Vinzentinerinnen sind mal wieder mutig“, betonte Bischof Wilmer. In seiner Ansprache stellte er das Leitwort des heiligen Vinzenz von Paul „Die Armen sind unsere Meister“ in den Mittelpunkt. Das Miteinander als Fundament des kirchlich-sozialen Engagements wurde in der Hauskapelle auch durch Impulskarten und Gespräche zu geistlichen Gaben erfahrbar.

Festakt: „Eine Zukunft, die Neues ermöglicht“
Bei der anschließenden Feierstunde blickte Generaloberin Schwester M. Teresa Slaby auf die bewegte Geschichte der Kongregation in Hildesheim zurück, die seit 1857 diverse soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser, Kindergärten und Altenheime in Norddeutschland und Peru aufgebaut hat. „Meine Mitschwestern waren immer da, wo Not war“, so Schwester Teresa. Dieses Erbe – und damit Einrichtungen und Güter – weiterzugeben, sei somit kein leichter Schritt. Gleichzeitig zeigte sich die Generaloberin dankbar: „Wir blicken in eine Zukunft, die Neues ermöglicht.“ In diesem Jahr gehen das Altenpflegeheim St. Paulus in Hildesheim, die Vinzenz von Paul Schule in Duderstadt sowie das Hospiz Luise in Hannover in die Trägerschaft der Vinzenz Bernward Stiftung für Soziales über.

Jürgen Schiele, Vorsitzender des Stiftungsrats, dankte den Schwestern für ihr Vertrauen in die Vinzenz Bernward Stiftungen. Soziale Einrichtungen in einer vinzentinisch-christlichen Spiritualität weiterzuentwickeln, sei heute von besonderer Bedeutung. Es dürfe kein Widerspruch sein, den „Nutzen für die Menschen“ und die Wirtschaftlichkeit der Betriebe im Blick zu haben.
Festrede: „Liebe sei Tat“
Ein Höhepunkt des Tages war die Festrede von Prof. Dr. Heribert Prantl, der das Wirken von Ordensgemeinschaften wie den Vinzentinerinnen als Grundlage des Sozialstaates in Deutschland beschrieb. „Werte wie Fürsorge und Anerkennung halten die Gesellschaft zusammen“, so Prantl. In seiner Rede spannte er den Bogen von Oskar Negt bis Erich Kästner, von Ovid zum Grundgesetz. Und er beschrieb das Erbe der Schwesterngemeinschaft als einen Auftrag. „Liebe sei Tat“, betonte Prantl, „an diesem Anspruch müssen sich die Vinzenz Bernward Stiftungen messen lassen.“

Grußworte aus Stadt und Evangelischer Kirche
Oberbürgermeister Dr. Ingo Meyer bedankte sich für das Engagement der Vinzentinerinnen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Politik und Stadtverwaltung – vom Bau des Michaelis Hospiz über die Vorhaben auf Gut Steuerwald bis zum Betrieb des Sozialcafés Vinzenzpforte. Der Mut, viele dieser Werke in eine neue, zukunftsträchtige Trägerschaft zu übergeben, sei ein Dienst am Gemeinwesen der Region.
Superintendentin Cordula Trauner erinnerte an das Wort des heiligen Vinzenz: „Die Liebe ist bis ins Unendliche erfinderisch.“ Sie lobte den Geist der Schwestern, nie bei kurzfristigen Lösungen stehenzubleiben, sondern mutig und kreativ weiterzudenken – ökumenisch verbunden und dem Menschen zugewandt.

Begleitet von der Musik des Pianisten Thomas Krug klang das Fest bei Begegnung und Gesprächen aus. Es war ein Tag, getragen von der Dankbarkeit, dass das vinzentinische Erbe in der Region Hildesheim quicklebendig bleibt.