"Gewöhne dich daran, ..."
Vinzenz von Paul sagt:
"Gewöhne dich daran, Dinge und Menschen immer und in jedem Fall nach ihrer guten Seite hin zu beurteilen."
1646 schreibt Vinzenz in einem Brief an einen Hausoberen:
"Es kommt mir in den Sinn, Ihnen nur in zwei Worten eine andere Ansicht mitzuteilen: Gewöhnen Sie sich daran, Dinge und Menschen immer und in jedem Falle nach ihrer guten Seite hin zu beurteilen. Hat eine Tat hundert Gesichter, sagt der selige Bischof von Genf, dann seht sie stets auf ihr Bestes hin an. Richten wir uns im Namen Gottes danach, obwohl menschlicher Verstand und Klugheit uns das Gegenteil sagen. Ich habe selber die ärgerliche Art an mir, alle Dinge und Menschen nach meinem armseligen Kopf zu beurteilen. Aber die Erfahrung hat mir gezeigt, wieviel Glück darin liegt, es anders zu machen und wie sehr Gott diese Handlungsweise segnet. Wenn es mir die Zeit erlaubte, würde ich Ihnen darüber weiteres sagen. Aber man nimmt mir die Feder aus der Hand und zwingt mich, mit der Versicherung zu schließen, dass mein Herz dem Ihren in Christus vollkommen zugetan ist."
Und an anderer Stelle schreibt er:
"Wir sollen se uns zur unverletzlichen Regel machen, in allem so zu urteilen, wie unser Herr geurteilt hat. Aber ich sage: immer und überall. Und wir sollen uns gelegentlich fragen: Wie würde unser Herr hier urteilen? Wie hat er sich in einem ähnlichen Fall verhalten? Was hat er da gesagt?"
[Wort für den Monat August 1995]