Ökonom Jürgen Schiele im Interview

Herr Schiele, Sie übergeben ab 31. März 2024 die Geschäftsführung, werden aber weiterhin als Ökonom der Schwesterngemeinschaft fungieren und verschiedene Mandate der Kongregation in Aufsichtsgremien wahrnehmen. Warum liegt es Ihnen am Herzen, die Entwicklung der Kongregation und ihrer Einrichtungen weiter zu begleiten?

Der Ruhestand lässt noch etwas auf sich warten. Ich reduziere aber deutlich meine Tätigkeit. Dabei schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen freue ich mich auf mehr Zeit mit meiner Familie, insbesondere mit den Enkelkindern, und auf gemeinsame Reisen mit unserem Wohnmobil. Gleichzeitig habe ich die mir übertragenen Aufgaben für die Schwestern sehr gern wahrgenommen. Mit der Übergabe des laufenden Geschäfts an Herrn Naumann einerseits, der weiteren Wahrnehmung der Ökonomenfunktion sowie der Vertretung der Kongregation in Aufsichts- und Stiftungsrat andererseits, denke ich für die kommenden Jahre eine gute Mischung, dazwischen mich einzubringen und loszulassen, gefunden zu haben. Besonders am Herzen liegt mir, die anstehenden Entwicklungen, soweit mir möglich, zu unterstützen und damit die Aktivitäten der Kongregation als gelebte Werte in die Zukunft zu tragen.
 


Jürgen Schiele hat die Geschäftsführung an Thomas Naumann übergeben, fungiert aber weiter als Ökonom der Kongregation.
 

Die Eigenbetriebe der Kongregation sollen in die neu gegründete „Vinzenz Bernward Stiftung“ für das Wohlfahrts-, Gemein- und Sozialwesen überführt werden. In welchem Zeitraum soll diese Umstrukturierung stattfinden?

Die konkreten Maßnahmen und Zeitpläne werden zurzeit mit Wirtschaftsprüfern und Fachanwälten erarbeitet. Die Umsetzung soll Zug um Zug in den nächsten zwei bis drei Jahren erfolgen.

Welche Einrichtungen gehen in die Stiftung über? Was verbleibt bei der Schwesterngemeinschaft?

Übergehen sollen alle Eigenbetriebe und Sozialprojekte. Aufgrund der Altersstruktur der Gemeinschaft in Hildesheim und anderswo werden die Schwestern für die Zukunft eine neue Organisationsform wählen. Bei der Schwesterngemeinschaft verbleiben selbstverständlich das Mutterhaus und damit auch die Vinzenzpforte.

Ändert sich mit der Umstrukturierung etwas für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?

Das wird sorgfältig mit den Fachexperten erarbeitet. Wenn sich etwas ändert, wollen wir dies selbstverständlich möglichst zeitnah den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mitteilen. Unser Ziel ist, die Veränderungen möglichst gering zu halten. Mit der Gründung der „Vinzenz Bernward Stiftung“ soll das Geschaffene erhalten, weiterentwickelt und in die Zukunft geführt werden. So sollen auch der AVR Caritas als Tarifvertrag sowie die kirchliche Grundordnung und die kirchliche Zusatzversorgung (KZVK) weiter für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestehen.

Kann die Umstrukturierung bedeuten, dass Stellen abgebaut oder Einrichtungen privatisiert beziehungsweise an andere Wohlfahrtsträger abgegeben werden?

Damit dies nicht passiert, wurde die Stiftung gegründet. Die Rechtsform einer Stiftung stellt – ausgestattet mit einer Satzung, die den Stiftungszweck regelt, und einer unabhängigen Stiftungsaufsicht – eine sehr starke und sichere Gesellschaftsform dar. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Einrichtungen und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter diesem Dach denkbar gut aufgehoben sind.

Bisher werden bestimmte Leitungs- und Verwaltungsaufgaben durch das Mutterhaus in Hildesheim übernommen. Wie wird in Zukunft die Zusammenarbeit zwischen Stiftungsleitung, Mutterhaus-Verwaltung und den Betrieben geregelt?

Eine gute Zusammenarbeit wird es, wo sinnvoll, natürlich weiterhin geben. Mit Blick auf die Organisationsebene sind wir angehalten, die Prozesse und Zuständigkeiten Schritt für Schritt sauber zu trennen. Gleichzeitig ist selbstverständlich wünschenswert, dass auch in Zukunft eng und vertrauensvoll zusammengearbeitet wird. Die Wege im Mutterhaus und der Region bleiben ja kurz.

Herr Schiele, werden wir Sie weiter regelmäßig in Hildesheim sehen?
Ja, ich habe wöchentlich Kontakt mit Herrn Naumann und werde einmal im Monat im Mutterhaus sein. Es ist noch nicht Zeit, tschüss zu sagen.