Pilgertag: Im Wandel sein

Am Mittwoch, 11. September, brachen elf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Mutterhaus, Vinzenz von Paul-Schule und Referat Peru gemeinsam zu einem Pilgertag auf. Vom Mutterhaus ging es rund 3,5 Kilometer am weiten Bogen der Innersten entlang. Das Ziel: Gut Steuerwald im Norden Hildesheims. Das Angebot wurde geleitet von Schwester M. Hanna Schmaus und Monika Schinke, die für das Referat Spiritualität am Wegesrand Impulse setzten. So eröffnete das Motto des Pilgertages „Im Wandel sein“ immer wieder neue Perspektive.

Sobald du dich auf den Weg machst,
öffnet der Horizont seine Grenze                                                  
​Kyrilla Spieker, Ordensfrau   

 

Pilgern, so Monika Schinke, meinte die Erfahrung, sich öffnender Horizonte. Ein Pilger, eine Pilgerin sei vom Wortstamm her ein Fremder, eine Reisende und die kämen in der Regel nicht so zurück. wie sie aufgebrochen sind. Raus aus der Komfortzone, rein in die Natur. Egal ob für einen Waldspaziergang oder den Weg nach Santiago de Compostela. „Ich lasse mich ein auf das, was mir begegnet. Wie fühlt sich Regen an? Oder Sonne ohne Schatten. Was macht das mit mir?“

Nun, an diesem Tag war eher mit Regen zu rechnen. Am Vortag hatte der Regenradar düstere Prognosen abgegeben. Doch während Schwester Hanna die Pilgernden in die Mutterhauskapelle einlud, Ort der Aussendung für die Schwestern, aber auch Heimat und Ursprung, klarte der Himmel auf, die Sonne blitzte durch die Wolken. Und mit einem Gedanken des Heiligen Vinzenz, dass wir uns ganz der göttlichen Vorsehung überlassen dürfen, ging es nach draußen, an den Wallanlagen entlang, Richtung Innerste.

An der Bischofsmühle, wo Paddler das Wehr hinabrauschten, ein erster Moment des Innehaltens. Die Pilgernden machten sich Gedanken über die Bedeutung des Wandels in ihrem Leben. Die Innerste, so Monika Schinke, habe immer wieder für Überschwemmungen gesorgt, weggespült, eingerissen, zerstört. Diese Erfahrung sei unangenehm bis furchtbar, je nach Ausmaß. Danach beginne allerdings der Aufbau, etwas Neues könne entstehen. „Auch in unseren Leben gibt es Phasen, wo Aufgebautes zusammenbricht, eingerissen wird. Todesfälle, Verlust des Arbeitsplatzes, Scheidung.“ In der Regel erlebten wir diese Erfahrungen als furchtbar. Aber sie ebneten auch den Weg für etwas Neues.

Die Pilgernden führte ihr Weg an der Innersten entlang, eine Weile wurde geschwiegen, das Rauschen des Flusses, die Vögel, Wolken, Steine betrachten – für all das war Zeit. Momente der Ruhe, aber auch Momente des Ratschens mit Kolleginnen und Kollegen. Dazwischen pfiffen Radfahrer durch die Reihen. „Achtung, von hinten.“ Auch das – Achtsamkeit.

Dann überquerten die Pilgernden den Fluss, durch Wiesen und Felder ging es Richtung Gut Steuerwald – bereits vom weiten lugte der Burgfried aus den Baumwipfeln. Schwester Hanna fasste für die Pilgernden die wechselhafte Geschichte dieses Ortes zusammen. Die Burg Steuerwald wurde von Bischof Heinrich II. von Woldenberg 1310–1313 als Schutz- und Trutzburg gegen die Hildesheimer Bürger erbaut. Nun, nachdem die Kongregation Gut Steuerwald gekauft hat, gehe es darum einen einladenden Ort für Hildesheim zu entwickeln, betonte Schwester Hanna.

Die Pilgerinnen und Pilger gingen vorbei am neu gebauten Michaelishospiz, über den großen Hof des Gutsgeländes, hinein in den beschaulichen Garten der Magdalenenkapelle auf Gut Steuerwald. Dort erwarteten die Dürstenden heißer Kaffee und die Hungrigen belegte Brötchen. Aber nicht nur. In der Kapelle sprach Monika Schinke über Trauer, ausgehend von einer Szene im Johannes-Evangelium. Maria Magdalena steht am leeren Grab Jesu und muss sich zuerst umdrehen, um die Auferstehung zu realisieren. Während die Pilgernden in der Kapelle noch einen Moment der Ruhe erlebten, ging draußen ein Regenschauer nieder.

Für den Heimweg klarte der Himmel wieder auf. Und erst als die Pilgernden ihre Schritte zurück ins Mutterhaus setzten, fielen die ersten schweren Tropfen. Es folgte ein Wolkenbruch. „Überlassen wir uns ganz der göttlichen Vorsehung“, hat der heilige Vinzenz von Paul gesagt. Dieser Pilgertag zeigte, die Hoffnung trägt weiter als der Regenradar.