Mitleben: Ein Wochenende im Konvent
Einfach mal mitleben? Unser Konvent Luise bietet die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen und Gott zu erfahren. Ein Angebot, das sich auch an Frauen richtet, die sich eine Auszeit aus dem Alltag wünschen. Unsere studentische Mitarbeiterin Alina Sanchez hat‘s ausprobiert.
Alina, Du hast ein Wochenende im Konvent verbracht. Wie kam es dazu?
Ich studiere in Hannover Spanisch und Katholische Religion auf Lehramt. Einer der Bausteine, um Religion zu unterrichten, ist das Modul „Spirituelle Erfahrungszeit“. Der Hintergrund: Lehrerinnen und Lehrer, die Religion in der Schule unterrichten, sollten natürlich ein Gefühl dafür haben, wie Glaube und Alltag zusammengehen können. Das Mitleben im Konvent Luise hat mich in dieser Hinsicht wirklich weitergebracht – auch, weil ich erfahren habe, wie Spiritualität gemeinschaftlich und ganz entspannt gelebt werden kann. Das hat Spaß gemacht.
Du bist als studentische Mitarbeiterin seit einigen Jahren im Referat Peru beschäftigt und kennst die Schwestern aus dem Arbeitskontext. Wie hat sich dein Blick auf die Gemeinschaft durch das Wochenende im Konvent verändert.
Tatsächlich habe ich mir bereits vor vier Jahren darüber Gedanken gemacht, hier meine Spirituelle Erfahrungszeit zu machen. Auch, weil ich mit meiner Familie in Hildesheim wohne und das Mutterhaus um die Ecke ist. Der Gedanke, Spiritualität vor der eigenen Haustür zu erleben, hat mich damals schon angesprochen. Bei der Recherche bin ich auf die Stellenanzeige gestoßen. Ich bin zweisprachig aufgewachsen und fand es mega-spannend, mich auf Spanisch und Deutsch für soziale Projekte und Einrichtungen in Peru einzusetzen. Insofern habe ich die Schwestern erst einmal über das gemeinsame Arbeiten und das große Engagement der Gemeinschaft in Peru kennengelernt. Durch das Mitleben hatte ich die Möglichkeit, tiefer in das Zusammenleben einzutauchen …
Was hast Du bei deinem Wochenende im Konvent erlebt?
Natürlich habe ich zu den Gebetszeiten mit den Schwestern gebetet, gesungen und Gottesdienst gefeiert. Dabei hat mich vor allem beeindruckt, wie Spiritualität den Alltag der Schwester strukturiert – etwa mit dem kleinen Tischgebet vor dem Essen. Das hat auch mir ermöglicht, im Moment und achtsam zu sein. Daneben durfte ich das Leben der Schwestern begleiten. Schwester Hanna und ich haben, zum Beispiel, zusammen den Wocheneinkauf erledigt. Und sie hat mich gefragt, was ich gerne zum Frühstück oder Abendbrot esse, und ob ich sonst noch etwas mag. Das war cute. Und abends haben wir auch Karten gespielt – Skip-Bo, ein Klassiker – oder auf der Couch gesessen und gemeinsam eine Doku geschaut.
Welche Rolle spielt das Gemeinschaftliche im Zusammenleben?
Das spielt eine große Rolle. So haben sich am Samstagmorgen nach dem Gottesdienst alle zum Frühstücken getroffen – obwohl diese gemeinsame Mahlzeit nicht verbindlich war. Was ich besonders berührend fand: Jeden Abend wurde aus einem großen Buch, dem Verzeichnis der verstorbenen Schwestern Kongregation, vorgelesen. So wird in Erinnerung gehalten, wer an einem jeweiligen Tag verstorben ist. Es werden Namen und Lebensdaten vorgelesen. Es wird an die Schwestern gedacht. Darin spiegelt sich für mich der Geist der Gemeinschaft wieder, die wie eine große Familie ist. Niemand wird vergessen.
Das entspricht zutiefst einer christlichen Lebenshaltung.
Ja, das habe ich auch am Freitagabend erfahren, als wir zum Schriftgespräch zusammengekommen sind. Es ging um eine Stelle aus dem Johannes-Evangelium. Ein Jesus-Wort, das dann auch im Sonntagsgottesdienst verlesen wurde. „Ich bin der gute Hirt; ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich“. Die Stelle wurde mehrmals vorgelesen, und wir tauschten uns darüber aus. Welche Assoziationen kamen auf? Was berührte uns besonders? „Ich kenne die meinen und die meinen kennen mich“. Dieser Gedanke hat für mich viel von dem gespiegelt, was ich im Leben mit den Schwestern erfahren habe. So eine Selbstverständlichkeit, dass alle zusammengehören. Schwester Regina-Maria suchte anschließend ein Bild zu dem Bibel-Zitat aus, das in der Küche aufgehängt wurde. Und am nächsten Freitag beginnt das Schriftgespräch mit der Frage, wie einen das Wort durch die Woche begleitet hat.
Gibt es etwas, das Du aus dem Wochenende mitnimmst?
Das Interessante war, dass ich richtig viel geschafft habe, obwohl der Tag durch Gebet und Pausen strukturiert war. Oder gerade deshalb? Die Zeit ist anders vergangen. Zum Beispiel, habe ich weniger am Handy gehangen. Und ich hatte das Gefühl, ich bin wirklich bei dem, was ich gerade mache. Das war die totale Entspannung. Dazu hat mir Schwester Hanna auch einen Impuls mit auf den Weg gegeben. Sie schreibt jeden Abend eine kleine Reflexion des Tages. Fünf Sachen, die gut gelaufen sind, um sich an das zu erinnern, wofür sie dankbar ist. Das ist eine mega-gute Idee, die ich gerne mitnehme.
Würdest Du ein Mitleben im Konvent auch anderen Studierenden ans Herz legen?
Unbedingt! Das Wochenende hat mich total bereichert. Nicht nur fürs Studium, sondern auch fürs Leben. Und selbst die Zugfahrt am Sonntagnachmittag – das Mitleben war eigentlich vorbei – hatte noch ein kleines Wunder parat …
Ja, bitte?
An dem Wochenende, das ich im Konvent Luise verbrachte, waren die Schwestern nur zu Dritt. Schwester Petra-Maria hatte an einem Treffen der Föderation vinzentinischer Gemeinschaften in Straßburg teilgenommen. Und wen treffe ich am Sonntagabend im Zug?
Schwester Petra-Maria!
Genau, das war eine Überraschung! Am Ende hat Gott wieder zusammengeführt, was zusammengehört.